Studie: Mit Elektroakupunktur gegen Migräne

Chinesische Forscher konnten die Zahl der Migräne-Attacken um 3,2 pro Monat senken. Die übrigen Attacken verliefen kürzer und waren weniger schmerzhaft.

Die letzte große Studie zu Akupunktur für die Migräneprophylaxe, die deutsche GERAC-Studie (2002-2007) an 960 Patienten, kam zu dem Ergebnis, dass Akupunktur zwar wirksamer ist als die Leitlinien getreue Behandlung mit Beta-Blockern, Flumarizin oder Valproinsäure, aber offenbar war es unwichtig, wohin die Nadeln gestochen wurden. Denn zwischen der Patientengruppe, die „Schein-Akupunktur“ erhalten hatte (Sham-Gruppe) und der Gruppe mit korrekter (Verum-)Akupunktur gab es kaum Unterschiede. Als Schein-Akupunktur verwenden Ärzte z.B. eine oberflächliche Nadelung an unspezifischen (nicht-Akupunktur-)Punkten.

Chinesische Ärzte von der Universität für Traditionelle Chinesische Medizin in Chengdu haben nun erneut die Wirkung von Akupunktur zur Migräneprophylaxe untersucht. In ihrer ebenfalls dreiarmigen kontrollierten Studie an 249 Patienten mit Migräne ohne Aura fanden die Ärzte um Ling Zhao einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen der Verum- und der Schein-Akupunktur.

Die Patienten in der Verum-Gruppe erhielten innerhalb von 4 Wochen am fünf Tagen pro Woche Elektroakupunktur. Dabei wurden die Nadeln während der Behandlung alle drei Sekunden mit einem elektrischen Strom stimuliert. Zwei Punkte waren für jede Sitzung obligatorisch (Gb 20 und Gb 8, beidseitige Nadelung), weitere Punkte konnten je nach Bedarf eingesetzt werden (3E 5, Gb 34, Bl 60, Dü 3, Di 4, Ma 44, Le 3, Gb 40). Die Sham-Gruppe erhielt Akupunktur an unspezifischen Punkten.

Das Ergebnis 24 Wochen nach Beginn der Studie: in der Verum-Gruppe hatte die Häufigkeit der Migräneattacken pro Monat um 3,2 abgenommen, in der Sham-Gruppe dagegen nur um 2,1. In der Wartegruppe ohne Intervention reduzierte sich die Häufigkeit der Attacken um 1,4. Darüber hinaus hatten Patienten in der Verum-Gruppe durchschnittlich weniger Tage mit Migräne als diejenigen der Sham-Gruppe (2,0 im Vergleich zu 3,1) und sie beurteilten die Kopfschmerzintensität als niedriger (3,4 gegenüber 4,2 auf der visuellen Analogskala). Der Bedarf an Schmerzmitteln war jedoch gleich.

„Wer an der Wirkung der Akupunktur immer noch zweifelt, hat die Literatur nicht gelesen oder sie nicht verstanden“, sagte laut Ärzte Zeitung Dr. Wolfram Stör vergangene Woche beim Kongress des Zentralverbands der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin (ZAEN) in Freudenstadt in Bezug auf Spannungskopfschmerz und Migräne-Attacken.

Stör, Lehrbeauftragter für Akupunktur und für Allgemeinmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bezog sich dabei nicht auf die neuste Studie der Chengdu-Universität, sondern auf eine Metastudie der Cochrane Database von 2016. Beim Vergleich von 12 Studien waren die Autoren zu dem Ergebnis gekommen, dass Verum-Akupunktur die Häufigkeit von Migräne-Attacken um 50 Prozent reduziert gegenüber 41 Prozent in der Sham-Gruppe.

Referenzen:

Ling Zhao et al. : The Long-term Effect of Acupuncture for Migraine Prophylaxis, JAMA Intern Med. 2017;177(4):508-515. doi:10.1001/jamainternmed.2016.9378

Peter Leiner: Migräne ohne Aura. Mit Elektroakupunktur gegen den Schmerz, in: Ärzte Zeitung online, 8.3.2017

Thomas M. Heim: Migräne. Akupunktur zur Prävention, in: Ärzte Zeitung online, 28.04.2017

Klaus Linde et al: Acupuncture for the prevention of episodic migraine, in: Cochrane Database 28. Juni 2016, DOI: 10.1002/14651858.CD001218.pub3