Menstruationsschmerzen mit TCM behandeln
Die meisten nehmen Menstruationsschmerzen als unabänderliche „Schattenseite“ der weiblichen Natur hin. Doch die Chinesische Medizin lehrt: Bei einer gesunden Frau verläuft die Menstruation völlig schmerzfrei.
Ein Therapeut für Chinesische Medizin wird eine Frau immer nach ihrem Zyklus fragen, auch wenn sie wegen anderer Beschwerden zu ihm kommt. Denn der weibliche Zyklus sagt viel über die Gesundheit der Frau aus. So lernte ich in den ersten Jahren meiner Praxis die unterschiedlichsten Arten von Menstruationsbeschwerden kennen. Und ich stellte fest: Fast alle Frauen haben Schmerzen und Stimmungsschwankungen. Bei Manchen sind die Schmerzen während der Menstruation so schlimm, dass auch Tabletten nicht helfen. Sus Sicht der Chinesischen Medizin ist der monatliche Schmerz bei der Periode vermeidbar oder kann zumindest gelindert werden. Das ist auch eine gute Möglichkeit, späteren Beschwerden wie Hitzewallungen in den Wechseljahren vorzubeugen.
Der Menstruationszyklus in der TCM
Bevor ich krankhafte Veränderungen beschreibe, skizziere ich kurz, was aus Sicht der TCM ein „normaler“ Zyklus ist.
- Dauer des Zyklus: 26 bis 32 Tage
- Länge der Blutung: 4 bis 6 Tage
- Menge des Blutes: 30 bis 80 ml
- Farbe: mittelrot
Menstruation
Das Blut solte leicht und schmerzfrei fließen. Dass Frauen in dieser Zeit zu Rückzug neigen, ist normal. Denn laut Chinesischer Medizin richtet sich die Energie vom Eisprung bis zur Blutung allmählich nach innen.
Follikelphase – Yin-Phase
Diese Phase geht vom Ende der Periode bis zum Eisprung. Sie heißt so, weil sich in dieser Zeit die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und neue Eizellen heranreifen. Das geschieht hauptsächlich unter dem Einfluss des Hormons Östrogen. In der TCM ist diese Phase dadurch gekennzeichnet, dass Blut und Yin aufgebaut werden.
Eisprung – Umschlagpunkt
In jedem Zyklus reifen mehrere Follikel heran. Etwa um den 14. Zyklustag steigen Follikel stimulierende Hormon (FSH) und das Gelbkörperhormon (LH) an. Beide zusammen bewirken den Eisprung. Ovulationstests, mit denen man die fruchtbaren Tage bestimmen kann, reagieren auf den sprunghaft ansteigenden LH-Wert. In der chinesischen Medizin ist dies der Umschlagpunkt von der Yin- in die Yang-Phase des Zyklus.
Lutealphase – Yang-Phase
In der Lutealphase baut sich die Gebärmutterschleimhaut weiter auf. Gleichzeitig steigt die Körpertemperatur unter dem Einfluss des Hormons Progesteron. Wenn sich kein befruchtetes Ei einnistet, baut sich die Gebärmutterschleimhaut wieder ab. 14 Tage nach dem Einsprung blutet sie ab. In der Chinesischen Medizin ist dies die Yang-Phase des Zyklus. Vor allem gegen Ende dieser Phase ist es wichtig, dass Qi und Blut gut fließen, so dass es nicht zu Menstruationsschmerzen kommt.
Menstruationsschmerzen in der TCM
Die Chinesische Medizin unterscheidet verschiedene Ursachen für Menstruationsschmerze. Ich beschreibe hier nur die Typen, die mit mittleren bis starken Schmerzen verbunden sind.
Qi Stagnation
Typisch ist ein ziehender Schmerz im Unterbauch, vor und während der Menstruation. Der Bauch kann zusätzlich angespannt und aufgebläht sein. Der Schmerz wird besser bei Bewegung. Oft macht sich Qi Stagnation auch mit Spannungsgefühlen in der Brüsten bemerkbar. Manche Frauen haben kurz vor der Periode Knoten in den Brüsten, die nach der Menstruation wieder verschwinden. Außerdem treten vor der Periode oft Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit auf. Die Blutung beginnt eher zögerlich und fließt dann meist am 2. Zyklustag. Bei Qi Stagnation kann die Länge des Zyklus unregelmäßig sein (zwischen 26 und 32 Tagen).
Blutstase
Wenn über einen längeren Zeitraum Blutstagnation oder auch Blutmangel besteht, kann es zur Blutstase kommen. Sie ist mit einem intensiven, messerartigen und fixierten Schmerz verbunden. Oder mit lang anhaltenden Krämpfen. In der westlichen Medizin ist mit solchen Schmerzen oft die Diagnose „Endometriose“ verbunden. Der Schmerz lässt nach, sobald das Blut richtig fließt. Kennzeichnend sind Klumpen oder Fetzen geronnenen Blutes. Im Unterschied zum Qi Stagnation wird der Schmerz nicht besser durch Bewegung. Druck oder Massage sind unangenehm. Bei manchen Frauen ist der Schmerz so ausgeprägt, dass er zu Übelkeit und Erbrechen führt.
Kälte-Stagnation
Dies ist eine Variante der Blutstase (s.o.) mit ebenso starken Schmerzen. Der Schmerz kann bis zur Ohnmacht gehen. Seine Ursache ist Kälte, die von außen in die Gebärmutter eingedrungen ist. Das kann entweder durch Geschlechtsverkehr oder Schwimmen während der Menstruation passieren. Oder es ist die Folge einer OP.
Bei Frauen ab ca. 35 Jahren kann es sich auch um einen Yang-Mangel handeln. Insbesondere, wenn diese Frauen sich stark verausgaben. Etwa durch harte körperliche Arbeit, Leistungssport, Arbeiten in einer Kühlhalle etc. Diese Frauen sind Kälte-empfindlich und haben dauernd kalte Füße. Viele leiden unter Schmerzen im unteren Rücken und/oder in den Knien. Manche müssen häufiger Wasserlassen und nachts aufstehen, um zur Toilette zu gehen. Kennzeichnend für diesen Typ ist, dass die Menstruationsschmerzen durch Wärme besser werden.
Auch hier sind größere Klumpen im Menstruationsblut (größer als der kleine Fingernagel). Der Zyklus ist eher verlängert (mehr als 32 Tage). Das Blut ist rot, dunkel, bis zu bräunlich.
Verdacht auf Endometriose
Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Zellen der Gebärmutterschleimhaut sind den Bauchraum gewandert sind. Sie bilden dort Zellhaufen, die bei jeder Menstruation zu bluten anfangen. Das ruft das Immunsystem auf den Plan. Bei Patientinnen mit Endometriose führt dies zu Schmerzen und dauerhaften Entzündungen. Wenn Frauen von Jugend an unter starken Menstruationsschmerzen leiden, besteht der Verdacht auf Endometriose. Abhängig davon, wo die Endometrioseherde liegen, könne zusätzlich folgende Symptome auftreten:
- Starke und unregelmäßige Menstruationsblutungen
- Kurz vor und während der Periode Schmerzen im Unterbauch, die in den Rücken und die Beine ziehen
- Schmerzen beim Wasserlassen und beim Stuhlgang
- Geschlechtsverkehr ist schmerzhaft
- unerfüllter Kinderwunsch
Für die Diagnose ist eine Bauchspiegelung notwendig. Mehr dazu auf der Seite der Endometriose Vereinigung.
Akupunktur bei Menstruationsschmerzen
Akupunktur ist vor allem in der 2. Zyklushälfte wichtig. Dies ist die Phase, in der man mit der Behandlung bestimmt Akupunkturpunkte Qi und Blut bewegt. So kann das Blut ungehindert und schmerzfrei fließen kann. Schmerz entsteht nämlich aus sich der Chinesischen Medizin, wenn Qi oder Blut sich stauen. Auch während der Menstruation ist Akupunktur hilfreich, um die Schmerzen zu lindern. Zusätzlich empfinden viele Frauen eine Schröpfkopfmassage rund um den Bauchnabel als angenehm. Bei Menstruationsschmerzen durch Kälte empfiehlt sich auch die Anwendung von Wärme. Durch Moxatherapie kann die Wärme an ausgewählten Akupunkturpunkten in den Körper gebracht werden. Auch Endometriose Schmerzen kann man mit Chinesischer Medizin gut behandeln. Siehe Beitrag Endometriose Schmerzen behandeln.
Kräutertherapie für die schmerzhaften Tage
In der Regel kombiniere ich Akupunktur mit chinesischer Arzneimitteltherapie. Die Rezepturen sind über viele Jahrtausende erprobt. Vor allem bei Menstruationsschmerzen durch Kälte und Blutsstase ist es wichtig, Blut bewegende und wärmende Kräuter einzusetzen.
Viele Patientinnen können durch die Kombination von Akupunktur und Kräutertherapie schmerzfrei werden. Oder die Menstruationsschmerzen gehen auf ein erträgliches Maß zurück. Das ist natürlich kein Heilungsversprechen. Und bei Verdacht auf Endometriose empfehle ich Frauen auf jeden Fall, eine Endometriose-Sprechstunde in einem Endometriose-Zentrum aufzusuchen. Ist die Frau noch jung und hat noch keinen Kinderwunsch, wird man eine OP hinauszögern. Bei Kinderwunsch sind die Chancen schwanger zu werden in den ersten sechs Monaten nach einer Endometriose-OP am besten.
Indianerinnen in der Mondhütte
Noch ein Nachgedanke zum Lebensstil: Die meisten Frauen versuchen heute trotz Schmerzen während der „Tage“ weiter zu funktionieren. Einerseits ist es ein Fortschritt, dass menstruierende Frauen nicht mehr als „unrein“ abgesondert werden. Andererseits ist das Bedürfnis nach Rückzug sinnvoll, auch wenn die Frau keine Menstruationsschmerzen hat. Das wurde mir klar, als ich folgendes über die Frauen eines Indianerstamms las: Bei einer naturnahen Lebensweise ohne Lichtverschmutzung menstruieren alle Frauen zu Neumond. In dieser Zeit ziehen sie sich für zwei Tage zusammen in die Mondhütte zurück, um dort auszuruhen und auf ihre Träume und Visionen zu achten. Anschließend berichten sie den versammelten Stammesmitgliedern, was sie gesehen haben. Und wenn sich daraus wichtige Entscheidungen für die Gemeinschaft ableiten lassen, richten sich auch die Männer danach. Ich finde, jede Frau sollte während der Tage mehr Zeit für sich selbst einplanen und darauf achten, was ihre Intuition ihr eingibt.