Machen Paracetamol und Ibu unfruchtbar?
Immer mehr Paare sind ungewollt kinderlos. Neben höherem Alter und Umweltgiften machen Experten dafür neuerdings auch Paracetamol und Ibuprofen verantwortlich. In der Schwangerschaft eingenommen, schädigen sie die Keimzellen des Ungeborenen.
Im Juli 2018 brachte das Magazin „Bild der Wissenschaft“ einen ausführlichen Bericht über Gründe für die steigende Zahl der ungewollt kinderlosen Paare in Deutschland. Laut einer aktuellen Schätzung des Bundesfamilienministeriums handelt es sich dabei um jedes achte bis fünfte Paar. Die Autorin Susanne Donner hat Reproduktionsmediziner, Endokrinologen und Chemiker nach den Ursachen befragt. An erster Stelle steht nach wie vor das höhere Alter der Frauen beim ersten Kinderwunsch.
Ab Mitte 40 ist es für eine Frau sehr schwierig, ohne die Hilfe der Reproduktionsmedizin Nachwuchs zu bekommen. Das liegt daran, dass die Eizellen bereits beim Embryo angelegt sind. Während die Frau altert, häufen sich auch die genetischen Defekte in den Eizellen. (Um Schäden an Eizellen möglichst gering zu halten, empfiehlt sich die Einnahme von Resveratrol und Coenzym Q10.)
Bei Männern werden die Spermien während des Lebens ständig neu gebildet. Doch in den vergangenen 50 Jahren hat sich die Spermienzahl und -Qualität drastisch verschlechtert. Neueren Analysen des Lincoln University College zufolge ist die Spermienzahl in Europa während dieses Zeitraums um 32,5 Prozent gesunken. Nicht umsonst hat die Weltgesundheitsorganisation WHO 2010 die Grenzwerte für ein fruchtbares Spermiogramm nach unten korrigiert.
Chemikalien, Paracetamol und Ibu unter Verdacht
Das lenkt den Blick auf andere Faktoren. Bislang standen lediglich Chemikalien mit einer hormon-ähnlichen Wirkung unter Verdacht. Dazu gehören bestimmte Desinfektions- und Reinigungsmittel, Haarfärbemittel, UV-Filter in Sonnenschutzcremes oder Weichmacher in Plastikflaschen (Bisphenol A). Die WHO hat insgesamt 800 solcher Chemikalien aufgelistet. Doch ist ihre Konzentration dieser Chemikalien im Körper vergleichsweise niedrig. Nimmt man dagegen eines der frei verkäuflichen Schmerzmittel Paracetamol und Ibuprofen, erreicht der Wirkstoff im Körper eine viel höhere Konzentration. Und das birgt Risiken für die Fruchtbarkeit des Fötus.
Offenbar hatte bereits 2015 der Endokrinologe Rod Mitchell von der Universität Edinburgh die Fachwelt vor der Wirkung von Paracetamol auf das Ungeborene gewarnt. Er hatte Hodengewebe von abgetriebenen männlichen Föten in Mäuse transplantiert. Nachdem die Mäuse das Schmerzmittel eine Woche lang genommen hatten, war die Testosteronmenge im verpflanzten Gewebe drastisch gesundken. Wenig später machte Mitchells französische Kollegin Severine Mazaud-Guittot vom Forschungsinstitut Inserme in Rennes ähnliche Versuche. Sie untersuchte die Wirkung von Ibuprofen auf die Eizellen von abgetriebenen weiblichen Föten. Nach einer Woche Behandlung mit Ibuprofen halbierte sich die Zahl der Eizellen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Ein Blick in die medizinische Datenbank Pubmeb zeigt, dass die beiden Forscher ihre Untersuchungen inzwischen gemeinsam fortsetzen und sich der Verdacht erhärtet.
Leider kommen diese Erkenntnisse für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch insofern zu spät, als sie von ihren Eltern hätten beherzigt werden müssen. Hat sich der Kinderwunsch aber (doch noch) erfüllt, sollten werdende Mütter im ersten Drittel der Schwangerschaft auf Paracetamol und Ibuprofen verzichten, um die Fruchtbarkeit des eigenen Nachwuchses nicht zu beeinträchtigen.
Tipps für gute Spermien und Eizellen
Vermeiden Sie:
- Getränke aus PET-Flaschen wegen der hormonähnlichen Wirkung der Weichmacher
- mit Hormonen belastete Nahrungsmittel
- Alkohol, Nikotin und andere Drogen
- Gleitmittel, Haarwuchsmittel und nach Möglichkeit auch Medikamente
- Strahlung durch häufiges Röntgen, halten Sie sicherheitshalber ihren Laptop nicht auf dem Schoß und bewahren Ihr Handy nicht in der Hosentasche auf
- Männer: enge Hosen und Sitzheizung im Auto
- ungeschützen Umgang mit Putzmitteln und Chemikalien (auch Haarfärbemittel). Tragen Sie Handschuhe und öffnen Sie das Fenster
Schadstoffe und abträgliche Faktoren zu vermeiden, ist aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin aber nur die eine Seite der Medaille. In meiner Praxis für Chinesische Medizin in Frankfurt arbeitete ich vor allem mit Kräutertherapie, um die Qualität der Keimzellen zu verbessern. Im Kombination mit der Reproduktionsmedizin verbessern sich so die Chancen, zu gesundem Nachwuchs zu kommen.
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