Kinderwunsch: Repro-Medizin und TCM kombinieren

Vergangene Woche hatte ich Gelegenheit, in der Praxis von Dr. Kiki Franciscus Sulistyo Winarto in Dormagen zu hospitieren. Zu ihm kommen Kinderwunsch-Patienten teilweise von weit her. Auch die Kinderwunsch-Zentren aus der Umgebung schicken ihm Patienten. Hier hatte ich Gelegenheit, den integrativen Ansatz aus westlicher und chinesicher Medizin aus erster Hand kennenzulernen.

Als Facharzt für Gynäkologie kennt Sulistyo sich bestens mit allen Verfahren der westlichen Reproduktionsmedizin aus. Gründliche Kenntnisse dieser Verfahren sowie der Grunderkrankungen, die einen Kinderwunsch erschweren, erwartet er auch von allen seinen Schülern – seien sie Ärzte oder Heilpraktiker. Behandeln tut Sulistyo aber hauptsächlich mit chinesischer Medizin: Akupunktur und chinesischer Arzneimitteltherapie.

Vorteile der integrativen Kinderwunsch-Behandlung

In seinen Gesprächen mit Patienten wird immer wieder klar, was Sulistyo unter dem integrativen Ansatz versteht: Durch eine Kombination von westlicher und chinesischer Medizin möchte er die Bedingungen zur Erfüllung des Kinderwunsches optimieren. Hegt er in einem Erstgespräch z.B. den Verdacht auf Endometriose, Polyzystisches Ovarialsyndrom oder Antiphospholipidsyndrom, dann bittet er die Patientinnen, dies mithilfe der westlichen Medizin abklären zu lassen. Geht es aber beispielsweise darum, die Einnistungschancen eines Embryos nach dem Transfer zu verbessern, setzt er auf chinesische Medizin.

Vergleich der Stärken beider Medizinsysteme bei unerfülltem Kinderwunsch

  • Qualität der Gameten/Eizellen                          TCM +++
  • Fertilisation                                                 Reproduktionsmedizin +++
  • Gute Tubendurchgängigkeit                          TCM +/Reproduktionsmedizin +++
  • Gutes Endometrium                                        TCM +++/Reproduktionsmedizin ++
  • Nidation/Implantation                                    TCM +++/Repromedizin? Immunologie?? +

Mir leuchtet dieser Ansatz ein und kommt mir auch wegen meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung sehr entgegen. Mir gefällt es, wenn Sulistyo sagt: „In der chinesischen Medizin ist Denken nicht verboten“ oder „Chinesische Medizin ist 90 Prozent Denken und 10 Prozent Glauben“. Ich wünsche mir, dass die beiden Medizinsysteme mehr miteinander als gegeneinander arbeiten. Voraussetzung ist ein hoher Ausbildungsstand in beiden Systemen und das Wissen, wie man sie am effektivsten kombiniert.

Ärzte und Heilpraktiker gemeinsam unterrichtet

Für eine gute Ausbildung setzen sich Sulistyo und seine Schülerinnen und Schüler mit sehr viel Engagement ein. So ist es keinesfalls selbstverständlich, dass Heilpraktiker und Ärzte gemeinsam in einer Fortbildung „Gynäkologie und integrative Kinderwunschbehandlung“ sitzen. Auch kommt es selten vor, dass ein Arzt einer Heilprakterin erlaubt, in seiner Praxis zu hospitieren und sie seinen Patientinnen als „Kollegin“ vorstellt. Und weil in der klinischen Praxis so wenig Zeit für Erklärungen bleibt, hat sich Sulistyo einen Mittwoch Nachmittag Zeit genommen, mir die Grundlagen seines sehr effizienten Diagnosesystems zu erklären. Dafür bin ich sehr dankbar.

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