Hitzewallungen in den Wechseljahren behandeln

Hitzewallungen und Nachtschweiß sind die häufigsten Symptome in den Wechseljahren. Die Chinesische Medizin differenziert zwischen verschiedenen Krankheitsmustern. Sie werden individuell mit Akupunktur und Kräuterrezepturen behandelt.

Wenn Dir an einem kühlen Tag plötzlich heiß wird, die Hitze zu Kopf steigt und Du anfängst zu schwitzen, wirst Du stutzig. Der Spuk ist bald vorbei, doch die Hitzewallungen kommen bald öfter, machmal mehrmals täglich. Oder Du wachst nachts schweißgebadet auf und wirfst die Decke von Dir, während Dein Partner seinen wärmsten Winterschlafanzug trägt. Manchmal schwitzt Du so stark, dass Du Dein Nachthemd wechseln musst.

Hitzewallungen und Nachtschweiß

Bei manchen Frauen treten sie gar nicht auf, bei anderen sind sie stark und bei wenigen halten sie sogar über die eigentlichen Wechseljahre hinaus an. Die gute Nachricht: Einer Studie des Instituts für Medizinische Psychologie der Freien Universität Berlin zufolge empfinden zwei Drittel der Frauen in Deutschland Hitzewallungen nicht als nennenswerte Einschränkung der Lebensqualität.

Hitzewallungen bei Frauen in Deutschland

  • 37 Prozent: keine
  • 30 Prozent: leicht
  • 25 Prozent: mittelstark
  • 8 Prozent: sehr stark

Oft treten Hitzewallungen in den Wechseljahren zusammen mit Nachtschweiß auf. Manche Frauen schwitzen so stark, dass sie nachts ihre Wäsche wechseln müssen. Nachtschweiß sollte aus Sicht der Chinesischen Medizin unbedingt behandelt werden, weil dabei wichtige Körperflüssigkeiten verloren gehen (s.u. Die Wechseljahre aus Sicht der TCM)

Bin ich in den Wechseljahren?

Selbst Frauen, die gar nicht oder nur wenig unter Hitzewallungen leiden, fühlen, dass sich in ihrem Körper während der Wechseljahre etwas verändert. Manche sprechen auch von einer zweiten Pubertät, weil sie deutlich den Übergang zu einer neuen Lebensphase spüren. Und damit sind auch Unsicherheiten verbunden. Da hilft es zu wissen, was für diese Lebensphase typisch ist.

Weitere typische Symptome der Wechseljahre:

  • Stimmungsschwankungen; Reizbarkeit; Depression
  • Schlafstörungen
  • urogenitale Beschwerden (Scheidentrockenheit, Inkontinenz, wiederkehrende Harnwegsinfektionen)
  • schlechtes Gedächtnis
  • Herzgefäßerkrankungen
  • Gewichtszunahme (besonders an Bauch und Hüften)
  • Ödeme (Aufschwemmungen)
  • kalte Hände und Füße
  • Kopfschmerzen, besonders vor Beginn der Periode
  • Hautveränderungen; Haarausfall
  • Libidoverlust oder erhöhte Libido; Änderung der sexuellen Vorlieben

Wann beginnen die Wechseljahre? Wie lange dauern sie?

Die Menopause beginnt nach der allerletzten Menstruationsblutung. Das ist durchschnittlich im Alter von 52 Jahren, kann aber auch schon mit 39 Jahren eintreten. Ein guter Anhaltspunkt ist der Beginn der Menopause bei der eigenen Mutter. Wenn Du ein Jahr lang keine Blutung mehr gehabt hast, kannst Du davon ausgehen, dass die Menopause begonnen hat. Wichtig: Auch wenn eine Schwangerschaft in dieser Zeit immer unwahrscheinlicher wird, solltest Du auf Verhütung achten, wenn Du keine Kinder mehr möchtest.

Die hormonellen Veränderungen sind zwischen dem 49. und 55. Lebensjahr am stärksten. Insgesamt können sich Symptome über einen Zeitraum von sechs bis 10 Jahren erstrecken. Generell ist der weibliche Körper in der Lage, sehr flexibel auf Hormonschwankungen zu reagieren. Schließlich wird das Leben einer Frau über weite Strecken durch das Zusammenspiel verschiedener Hormone geregelt: Die Geschlechtsreifung in der Pubertät, der weibliche Zyklus (inklusive hormoneller Verhütung), die Schwangerschaft, das Wochenbett und die Wechseljahre.

Wie stark die Symptome in den Wechseljahren ausgeprägt sind, hängt oft davon ab, wie stark eine Frau in den fruchtbaren Jahren unter PMS und Menstruationsbeschwerden gelitten hat. Aus der Sicht der TCM ist es wichtig, diese Beschwerden schon früh zu behandeln, weil sie Ausdruck eines Ungleichgewichts sind, das sich in den Wechseljahren verstärkt bemerkbar machen kann.

Die Wechseljahre aus der Sicht der TCM

Die chinesische Medizin erklärt die Wechseljahre auf der Basis von zwei Prinzipien:

  1. Das Abnehmen der Yin-Energie, die u.a. mit der Frau, der Kühle und dem Blut assoziiert ist. In der Lebensmitte ist diese Energie ungefähr zur Hälfte verbraucht. Es folgt ein Umschwung zu einer eher Yang-dominierten Phase. Das Yang steht u.a. für die männliche Energie, die Hitze und auch für Tatendrang. Viele Frauen fangen jetzt noch einmal etwas Neues an.
  2. Etwa alle sieben Jahre gibt es in der körperlichen Entwicklung der Frau wichtige Änderungen: z.B. fallen mit 7 Jahren die Milchzähne aus, mit etwa 14 Jahren setzt die Menstruation ein und mit ungefähr 49 Jahren versiegt „das himmlische Wasser“ wieder. Das ist ein sinnvoller und lebensverlängernder Mechanismus, weil das Menstruationsblut aus Sicht der TCM ein Teil der Essenz ist. Diese ist der Energievorrat, den wir bei der Geburt mitbekommen haben und der im Laufe des Lebens allmählich abnimmt, u.a. durch die Menstruationsblutung und Schwangerschaften.

Hitzewallungen können entweder aus einer Fülle oder einer Leere entstehen. Bei vielen Frauen mit PMS hat die Menstruation die Funktion, Spannungen (Stress) zu lösen. Sie ist so etwas wie eine „Reset-Taste“ für den Körper. Fehlt dieses Ventil, kann sich aus der gestauten Spannung eine volle Hitze entwickeln. Bei Frauen, die zu Hitze neigen, kann die Blutung in den Wechseljahren auch stärker werden, u.a., weil lang anhaltende Stauungen sich dann auch als Myome manifestieren.

Abnehmendes Yin und leere Hitze

Andererseits können Hitzewallungen in den Wechseljahren ein Ausdruck des abnehmenden Yin sein. Das gesunde Gleichgewicht zwischen Yin und Yang ist vorübergehend gestört, so dass das hitzige, nach oben steigende Yang im Überschuss ist. Das ist auch ein Grund für Nachtschweiß. Die Nacht ist die Zeit, in der das Yin über das Yang dominiert, so dass unser Körper zur Ruhe kommen kann. Wenn das Yin das Yang nicht halten kann, kommt es als Hitze und Schweiß an die Oberfläche. Yin-Mangel kündigt sich auch dadurch an, dass der Menstruationszyklus sich verkürzt (unter 26 Tage). Auch das ist ein Versuch des Körpers, sich von überschüssiger Hitze zu befreien.

In den Wechseljahren sollten Nachtschweiß und Hitzewallungen behandelt werden, um einer verstärkten Mangelsituation vorzubeugen. Meist tritt auch ein verkürzter Zyklus oder ein verstärkte Menstruationsblutung auf. Daraus kan ein Blutmangel entstehen, der Yin-Mangel verstärkt. Und dieser greift wiederum die Essenz an.

Hitzewallungen behandeln

Ich mache in meiner Praxis sehr gute Erfahrungen mit Akupunktur und individuellen chinesischen Kräuterrezepturen. Diese werden nach einer differenzierten Diagnose individuell verordnet. Mit entschprechenden Modifikationen behandelt Tee gegen Hitzewallungen und Nachtschweiß auch Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und milde Formen der Depression.

Westliche Kräuter gegen Hitzewallungen:

Rotklee, Walnussblätter, Nelkenwurz, Vogelknöterich, Schachtelhalm, Salbeiblätter oder Traubensilberkerze (z.B. als Remifemin inder Apotheke erhältlich) sind einige hilfreiche Pflanzen, die Schweiß hemmen und Yin aufbauen.

Tee bei Hitzewallungen und Nachtschweiß

30 g Equiseti Herb. (Schachtelhalm Kraut)
30 g Cimicifugae Rhiz. (Traubensilberkerze Rhizom)
20 g Trifolii Flor. (Rotklee Blüten)
20 g Alchemillae Fol. (Frauenmantel Blätter)
10 g Phaseoli Peric. (Bohnenschalen)
10 g Cardui mariae Fruct. (Mariendistel Früchte)
10 g Salvia Fol. (Salbeiblätter)
Ingesamt 150 g als Infus (Tee zum Aufbrühen)

Dosierung: 3x tägl. 1 geh. Teel. mit 150 ml heißem Wasser überbrühen (1 Becher), 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Vor den Mahlzeiten trinken.

Für eine individuelle Teerezeptur, die weitere Symptome der Wechseljahre berücksichtigt, ist es sinnvoll, sich an eine kräuterkundige TCM-Therapeuten zu wenden. In meiner Praxis für Chinesische Medizin verwende ich westliche und chinesische Kräutertherapie.

Ernährung in den Wechseljahren

„Mitte“ stärken: durch warmes Essen. Die Hauptmahlzeit sollte das Frühstück sein. Sehr empfehlenswert sind gekochte Haferflocken: Sie helfen bei Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, bauen das Blut auf und beruhigen bei nervöser Erschöpfung, ängstlicher Anspannung und Schlafstörungen. Reduziere Zucker, Rohkost, kalte Getränke und Milchprodukte.

Blut aufbauen durch lang gekochte Rinderbrühe mit Liebstöckel, Petersilienwurzel, Angelikawurzel, Schachtelhalm und Vogelmiere (in der Apotheke erhältlich). Iss rote Beeren oder trinke sie als Saft (besonders Berberitzen, Hagebuttenschalen und Blaubeeren), und trinke Tee aus Brennesselblättern. Grünes Gemüse und frische Kräuter sind ebenfalls gut zum Blutaufbauen und -reinigen (z.B. Frankfurter grüne Soße, Spinat, grüne Bohnen, Erbsen).

Körperflüssigkeiten und Yin stärken mit Leinsamen (1 EL/Tag, eingeweicht oder gemahlen), und Brennesselsamen (beides kann man in den gekochten Frühstücksbrei geben). Tees mit Hopfen, Spargelwurzel, Bohnenschalen, Isländisch Moos, Eibischwurzel, Mariendistel stärken ebenfalls das Yin. Diese Kräuter gibt es in der Apotheke.

Pflanzliche Östrogene in Form von Sojaprodukten, Cashewnüssen, Erdnüssen, Hafer, Mais, Weizen, Äpfeln und Mandeln unterstützen den Körper bei der hormonellen Umstellung.

Was kann ich sonst gegen Hitzewallungen tun?

Sport: 2x wöchentlich 40 Minuten baut Stress ab, verbessert die Stimmung, ist gut für die Figur und erhöht die Knochendichte. Wenn Du Gelenkbeschwerden hast, ist Qi Gong eine gute Alternative.

Koffeinkonsum reduzieren, vor allem am Nachmittag (max. 2-3 Tassen Kaffee oder koffeinhaltige Getränke täglich). Koffein bewegt stagniertes Qi und sorgt damit zunächst für eine Erleichterung, aber es bewegt das Qi auch an die Oberfläche – was zu Hitzewallungen führt – und trocknet auf Dauer die Körperflüssigkeiten und das Yin aus.
Alternativen: Grüner Tee oder Rosmarin-Tee wirken belebend. Rosmarin-Tee hebt außerdem die Stimmung.

Alkohol reduzieren, insbesondere hochprozentigen. Er hat zwar eine entspannende, aber auch erhitzende Wirkung, vor allem auf die Leber. Das verstärkt auf lange Sicht Symptome von Reizbarkeit, innerer Unruhe und Schlafstörungen.
Alternativen: Weißwein statt Rotwein; noch besser Bier. Hopfen hat eine kühlende, beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung. Hopfen kann man auch als Tee trinken.

Scharfe Gewürze vermeiden. Sie wirken erhitzend und schädigen Blut und Yin.

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