Gib der Winterdepression keine Chance

Wenn Weihnachten vorbei ist, wünschen sich die meisten Menschen den Frühling herbei. In den Blumengeschäften gibt es die ersten Hyazinthen und Primeln. Aber die kalten, oft trüben und nassen Tage scheinen nicht enden zu wollen. Lichtmangel und Kälte machen müde und drücken auf die Stimmung. Jetzt ist es wichtig, sich nicht unterkriegen zu lassen. Hier einige Tipps aus der traditionellen chinesischen Medizin, damit sich der Blues nicht zur Winterdepression auswächst.

Mehr schlafen und ausruhen

Eine der wichtigsten Regeln der Traditionellen chinesischen Medizin ist: Lebe mit der Energie der Jahreszeit. 2600 v. Chr. empfahl der Arzt Qi Bo dem Gelbem Kaiser:

„Die drei Monate des Winters nennt man die Zeitspanne des Zuschließens und des Speicherns. Ihr solltet es vermeiden, die Yang Energie übermäßig zu beanspruchen. Zieht Euch bald zurück und steht mit der Sonne auf. Vor allem solltet Ihr Eure Wünsche und Begierden zügeln, als wären sie bereits erfüllt worden. Haltet Euch warm, meidet die Kälte, vermeidet jedes Schwitzen. Kennzeichen des Winters ist das Speichern und Bewahren. Befolgt Ihr diese Prinzipien nicht, kommt es zu schlaffen Muskeln, Arthritis und degenerativen Erscheinungen in Knochen und Sehnen.“

Im Winter braucht der Körper mehr Ruhe und mehr Schlaf als im Sommer. Die große Müdigkeit, die viele Menschen empfinden, kommt nicht nur vom Lichtmangel, sondern auch, weil sie sich nicht zugestehen, im Winter mehr zu schlafen und sich mehr zu erholen. Wer merkt, dass er sich nicht aufraffen kann, abends noch etwas mit Freunden zu unternehmen oder eine Veranstaltung zu besuchen, ist nicht krank, sondern hat ein gutes Gespür für die Bedürfnisse seines Körpers.

Glückshormone und Licht

Das bedeutet nicht, dass man nur noch „rumhängen“ soll. Aufraffen sollte man sich zu einem täglichen Spaziergang bei Tageslicht von ca. ½ Stunde. Die Bewegung an frischer Luft hilft gegen Trägheit, stärkt das Immunsystem und das Tageslicht hebt die Stimmung. Schlechtes Wetter ist keine Ausrede, denn das UV-Licht dringt auch durch die Wolken. Wer stark unter dem Lichtmangel leidet, kann sich mit der Anschaffung einer Tageslicht-Lampe behelfen.

Zusätzlich zu täglichen Spaziergängen sollte man zwei bis dreimal in der Woche mäßigen Sport treiben. Das hilft nicht nur gegen Müdigkeit, sondern man schüttet dabei auch Glückshormone (Endorphine, Dopamin und Serotonin) aus. Die Betonung liegt auf „mäßig“ – d.h. nicht schweißtreibend. Das ist nämlich zu anstrengend im Winter. Dann verbraucht man zu viel Yang-Energie, wie die Chinesen sagen. Yang erzeugt Wärme, und davon haben wir im Winter sowieso nicht genug. Empfehlenswert ist z.B.: Chi Gong, Tai Chi Chuan, Schwimmen, Yoga und alle Arten von Kräftigungsübungen für die Muskulatur (die kann man mit Anleitungen aus dem Internet auch bequem Zuhause machen).

Gut für die Stimmung sind auch ätherische Öle von Lavendel, Orangenblüten (Neroli) und Jasmin. Einige Tropfen davon in eine Aromalampe gegeben oder ins Badewasser (mit Trägeröl vermischt), heben die Stimmung und beruhigen. Zur Förderung der Konzentration hilft Rosmarin-Öl.

Nieren nähren bei Winterdepression

Menschen, die zu Winterdepression neigen, haben nach der Lehre der TCM häufig eine Schwäche im Funktionskreis der Niere. Die Niere gehört, wie der Winter, zur Wandlungsphase „Wasser“. In der Traditionellen chinesischen hat die Niere eine herausragende Bedeutung als Speicher für unsere vorgeburtliche Energie. Sie ist so etwas wie eine Batterie, die sich im Laufe des Lebens erschöpft. Je nach Lebensstil geht das schneller oder langsamer. Menschen, die mit einer gut geladenen Batterie geboren werden, spüren im Winter weniger, dass ihnen der „Saft“ fehlt. Je älter wir werden, desto wichtiger ist es, die Nieren-Energie im Winter zu schonen und zu nähren.

Typische Symptome für eine Schwäche im Funktionskreis der Niere sind:

  • Erschöpfung, v.a. zwischen 17 und 19 Uhr
  • Dunkle Augenringe, aschgrauer Teint, Schwellungen im Gesicht
  • Nächtliches Wasserlassen, unwillkürlicher Harnabgang, Bettnässen bei Kindern
  • schwache Libido, Impotenz, frühzeitiger Samenerguss
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Schwindelgefühle
  • Schwerhörigkeit, Tinnitus
  • Ängste, Willensschwäche

Diese Symptome sollte man nicht versuchen, allein zu kurieren. Ein guter TCM-Therapeut kann durch Akupunktur und Kräutertherapie dabei helfen, die Nieren-Energie zu stärken. Das hat auch einen Einfluss auf die Symptome der Winterdepression. Eine Abklärung durch die westliche Medizin ist zu empfehlen. (Dabei wird übrigens i.d.R. nicht herauskommen, dass die Niere als Organ im Sinne der westlichen Medizin geschädigt ist.)

In der Ruhe liegt die Kraft

Der Winter ist die Zeit, in der es besonders wichtig ist, gut zu uns selbst zu sein. Es kann wunderbar sein, täglich eine feste Zeit für Ruhe und Stille einzuplanen und sie zu genießen. In der Tiefe entspringt neue Kraft. Und dann können wir im Frühling wieder richtig durchstarten.

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