Gesund durch das Frühjahr

Das Frühjahr ist nicht mehr weit, auch wenn es noch kalt und nass ist. Viele spüren jetzt die Lust zum Aufbruch. Mit diesem Tips aus der chinesischen Medizin kannst Du das Frühjahr nutzen, um Körper und Seele zu stärken.

1. Verzicht auf Süßigkeiten und Alkohol

Es ist kein Zufall, dass die Fastenzeit ins Frühjahr fällt. Ob gläubig oder nicht – viele Menschen nehmen sich vor, auf gesundheitsschädigende Gewohnheiten bis Ostern zu verzichten. Wer es ernst nimmt und radikal verzichtet, wird merken, dass der Körper in den ersten Wochen wie auf einen Entzug reagiert. Neulich sagte mir eine Patientin, die auf  Süßigkeiten verzichtet: „Manchmal habe ich so einen Heißhunger, dass ich einfach in den Supermarkt gehen und mir Schokolade kaufen möchte.“

Leichter ist es, wenn auch das Umfeld mitmacht. In meiner Kindheit hat die ganze Familie auf Süßigkeiten verzichtet. Nachdem wir anfangs unsere Gier nach etwas Süßem mit Studentenfutter und Yogurt mit Honig gestillt hatten, wurde es allmählich leichter. Das erste Schokoladen-Osterei, das wir direkt nach der Feier der Osternacht aßen, schmeckte mir dann gar nicht so gut. Ich fand es eher zu süß. Mir ist auch aufgefallen, dass der Geschmackssinn feiner wird, wenn ich keinen Zucker esse.

Für einen Verzicht auf Alkohol ist das Frühjahr eine ideale Zeit, denn es ist die Zeit der Leber. Damit ist nicht nur das Organ gemeint, sondern ein Funktionskreis, der die Aufgabe hat, den korrekten Fluss des Qi durch alle anderen Organe aufrecht zu erhalten. In der chinesischen Medizin ist die Leber das erste Organ, das auf Stress mit einer Stagnation des Flusses reagiert. Mit Alkohol kann man die Leber am Abend zwar entspannen, aber auf Dauer staut sich dadurch Hitze, die sich in Form von Kopfschmerz/Migräne oder Tinnitus bemerkbar machen kann.

2. Kur mit Reissuppe zum Frühstück

Reissuppe oder Congee gibt es in China in sehr vielen Varianten. Es ist die ideale Schonkost für Kinder, ältere Menschen oder nach einer Krankheit. Angereichert mit verschiedenen Kräutern aus der chinesischen Arzneimitteltherapie kann das folgende Congee zur Gesundheitspflege den Körper dabei unterstützen, Ballast vom Winter abzuwerfen. Die Bohnen wirken harntreibend und entgiftend (was gut zur Fastenzeit passt), die anderen Zutaten stärken “die Mitte” (was man grob mit Verdauungssystem übersetzen könnte, aber viel mehr bedeutet, weil eine gut funktionierende Mitte den Körper mit allen wichtigen Stoffen versorgt, uns Energie gibt und zum Blutaufbau beiträgt).

Es schmeckt am Anfang etwas gewöhnungsbedürftigt, aber die meisten Patientinnen, die es bisher ausprobiert haben, sagten mir, dass es ihnen gut tue. Ich selbst finde es nährend, ohne die Verdauung zu belasten. Dadurch fühle ich mich leichter und leistungsfähiger.

Frühstück für das Frühjahr

Zutaten für 5 Tage

  • 200 g Rundkornreis
  • 1/3 Congee-Mischung Nr. 1 (gibt es bei der Marienapotheke Waldsassen)
  • 1 geh. EL Erdnusskerne mit roter Haut
  • 1 geh. EL Mungobohnen
  • 200 g Süßkartoffel
  • ca. 1 l Wasser

Die Mungo-Bohnen und die Erdnüsse mit roter Schale habe ich in einem Asia-Laden gekauft. Die übrigen Kräuter sind in der Congee-Mischung C1 enthalten.

Zubereitung: Die Mungo-Bohnen zusammen mit den Azuki-Bohnen 8 Stunden einweichen. Anschließend das Einweichwasser abgießen. 1/3 der roten Datteln (aus der Mischung) vierteln. Erdnusskerne abspülen. Süßkartoffel in Würfel schneiden. Reis abspülen. Alles zusammen mit 1/3 der anderen Zutaten aus der Mischung C1 (Lotossamen und Hiobstränensamen) mit Wasser aufkochen und 50 bis 60 Minuten köcheln lassen ohne zu rühren.

Je nach Geschmack auch mit getrockenten Früchten oder Kompott essen, Zimt dazu geben (wärmend), frische Mandarinen- oder Zitronenschale (stärkt die Verdauung), oder das ganze pikant würzen.

Ergibt 5 Portionen. Man kann sie 5 Tage im Kühlschrank aufbewahren. Portionsweise mit wenig Wasser erhitzen (nicht in der Mikrowelle).

3. Kräuter für das Frühjahr

In der chinesischen Medizin hat die Leber außerdem die Aufgabe, das Blut zu speichern. Der Frühling bringt viele Kräuter hervor, die sich gut zum Blutaufbau im Sinne der TCM eignen. In der westlichen Kräutertherapie schreibt man diesen Kräutern oft eine „Blut reinigende“ Wirkung zu. Das betont die Funktion der Leber als entgiftendes Organ. Praktischerweise haben diese Kräuter meist auch eine harntreibende Wirkung, so das die Gifte gleich ausgespült werden. Das kommt auch Menschen mit Rheuma und Gicht zugute. Jetzt ist die optimale Zeit für eine Frühjahrskur mit Brennesseln oder Löwenzahn (eine Kur dauert ca. 4 Wochen).

Der Löwenzahn hat eine beruhigende, entspannende und kühlende Wirkung bei Stress bedingten Symptomen wie Kopfschmerzen, Magenreizung mit Sodbrennen oder Hautauschlägen. Er wirkt lindernd auf prämenstruelle Beschwerden wie Reizbarkeit, Brustspannen und Unterleibsschmerzen. Da er den Fluss der Verdauungssäfte anregt, födert er den Stoffwechsel und hilft dabei, den Hüftspeck vom Winter abzuschmelzen. Löwenzahnwurzel unterstützt die Leber beim Entgiften. Die Blätter wirken eher harntreibend, was zum Ausspülen von Toxinen, die sich mit dem Winterspeck eingelagert haben, ebenfalls wohltuend ist.

Die Blätter und Samen der Brennessel stärken aus Sicht der TCM das Leber-Blut. Sie machen kräftige Haare und Nägel. Gleichzeitig werden die Bänder und Sehnen geschmeidig. Bei bestimmten Formen von Frühjahrsallergien mit Augenjucken oder allergischem Astma wirken sie beruhigend auf das Immunsystem.

Die Blätter und die Wurzel wirken harntreibend und eignen sich zur Durchspülung bei Harnwegsinfekten und Vorbeugung von Nierengries. Sie sind außerdem entzündungshemmend. Deshalb ist eine Frühjahrskur mit Brennesselblättern auch gut bei Rheuma und Gicht.

Exakte Angaben zur Dosierung und Zubereitung von Tees findest Du im Blogbeitrag: Fit und Gesund mit TCM-Frühjahrskur.

4. Bänder und Sehnen geschmeidig machen

Zum Funktionskreis der Leber gehören in der chinesischne Medizin Bänder und Sehnen, die vom Leber-Blut genährt und von Bewegung geschmeidig gehalten werden. Wenn es eine Jahreszeit gibt, in der Bewegung wichtig ist, dann ist es im Frühling. Nicht nur, um den Winterspeck abzutrainieren, sondern auch, um die Leber-Energie, die bei Stress so gern stagniert, im Fluss zu halten. Lieber nochmal eine Runde Joggen gehen, als den Abend mit einem Glas Wein ausklingen zu lassen. Die Chinesische Medizin kennt bestimmte Qi Gong Übungen, mit denen man im Frühling besonders die Bänder und Sehnen geschmeidig machen kann. Sie zielen außerdem darauf ab, die Energie der Leber zu harmonisieren. Sie ist im Frühling nicht nur durch beim „Detox“ aktiv, sondern auch mit emotional beansprucht. Stagnierte Leber-Energie (oft durch Stress) kann Gefühlschaos im Frühjahr verurschachen.

Ich weiß: Die Gewohnheiten zu ändern, ist schwer. Aber mit der Aufbruchsenergie des Frühlings gelingt es besser als in jeder anderen Jahreszeit. Viel Spaß dabei!

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