Ob Akupunktur bei Heuschnupfen hilft, haben in Deutschland zwei große klinische Studien 2008 und 2014 untersucht. Das Ergebnis: Patienten berichteten über verbesserte Lebensqualität und nahmen weniger Antihistamin. Im Dezember 2015 fand eine chinesische Studie außer der verbesserten Lebensqualität auch eine langfristige Verbesserung der Symptome von Nase und Augen.

Die erste große Studie aus dem Jahr 2008 basiert auf einer Kooperation des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité in Berlin mit dem Universitätskrankenhaus in Hamburg-Eppendorf und der Techniker Krankenkasse. Zu Beginn der Studie und jeweils nach drei und sechs Monaten wurden alle 5237  Patienten zu ihrer Lebensqualität befragt. Das Ergebnis: Bei den Patienten, die Akupunktur erhalten hatten, verbesserte sich die Lebensqualität nach 3 Monaten stärker als bei den Patienten der Kontrollgruppe, die nur Standardtherapie erhalten hatte. In der Langzeitwirkung (nach sechs Monaten) war die Besserung bei den Patienten der Akupunktur-Gruppen weniger ausgeprägt als nach drei Monaten.

Das Fazit der Autoren um Prof. Benno Brinkmann von der Charité:

„Die Ergebnisse dieser Untersuchung führen die Autoren zu dem Schluss, dass eine Akupunkturtherapie zusätzlich zur Standardtherapie den Therapieerfolg klinisch relevant und anhaltend steigert.“

Referenz: Brinkhaus B, Witt C, Jena S, Liecker B, Wegscheider K, Willich S: Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis. Eine pragmatische randomisierte Studie, in:Annals of Allergy, Asthma & Immunology, vol. 101, Nov 2008, 535-543, (englisch)

2014 fand Brinkhaus für eine zweite Studie noch mehr Partner und erhielt eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ziel war, herauszufinden, ob Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin (Verum Akupunktur) wirkungsvoller ist als Scheinakupunktur (Sham Akupunktur).

Auch in dieser Studie wurde der Erfolg mithilfe standardisierter Fragebögen ermittelt. Es wurde sowohl nach der Lebensqualität als auch nach der Häufigkeit des Gebrauchs von Antihistamin gefragt. In den ersten acht Wochen war die Anzahl der Patienten, die entweder 10 mg und/oder 20 mg Cetirizin einnahmen, am niedrigsten in der Akupunkturgruppe (71 %), gefolgt von der Shein-Akupunkturgruppe (76 %) und der Wartelisten-Gruppe (83 %).

„Akupunktur bietet somit in der Alltagsversorgung von Patienten mit Heuschnupfen eine wirksame Behandlung“, schließen die Autoren.

Referenz: Hummelsberger J. et al.: Akupunktur bei Patienten mit allergischer Rhinitis – Analyse der Studienintervention und Syndrommuster der randomisierten Multicenter-Studie ACUSAR, in: Chin. Medizin, U&V München, 2014; 29: Heft 2, 63-77 (deutsch)

Die neuste chinesische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Akupunktur und Antihistamine die Symptome des Heuschnupfens ungefähr gleich effektiv lindern (91,2 % Effektivität in der Akupunkturgruppe, 90,6% in der Antihistamingruppe). Jedoch war die Besserung der Beschwerden länger anhaltend: ein und zwei Monate nach Ende der Behandlung stuften die Patienten der Akupunkturgruppe ihre Symptome als weniger gravierend ein als in der Antihistamingruppe.

Chen S, Wang J, Bai P, Zhao Q, Tan C, Wang B, Zhang J, Zhao J.: Moderate and severe persistent allergic rhinitis treated with acupuncture: a randomized controlled trial, in: Zhongguo Zhen Jiu. 2015 Dec;35(12):1209-13. (chinesisch, der Link führt auf das Abstract in Englisch bei Pubmed).

Mehr Informationen zu den Studien finden Sie im Blogbeitrag: Hilft Akupunktur bei Heuschnupfen?

Wie verläuft eine Behandlung?

Idealerweise beginnt man schon im Herbst, die Lunge zu stärken und das Immunsystem zu regulieren, so dass die Symptome im Frühjahr erst gar nicht so stark auftreten. Das geschieht durch Akupunktur, die man im klinischen Alltag oft durch individuelle Kräuterrezepturen ergänzt. Mit einigen Kräutern wie Echinacea pallida (Vorsicht bei Allergie gegen Korblütler) und Schwarzkümmelsamen kann man auch noch 4 Wochen vor der Hauptallergiezeit anfangen. In den klinischen Studien wurden die Patienten in den ersten vier Wochen der Allergiezeit zweimal wöchentlich behandelt, danach noch vier Wochen lang jede Woche einmal.

Weitere Informationen

Zur Behandlung von Heusschnupfen mit TCM finden Sie weitere Informationen und Tipps für die Selbstbehandlung auf den Therapeutenseiten der AGTCM:

Dr. rer. nat. Ann-Kathrin Ziehbandt: Selbsthilfetipps: Akupressur bei Heuschnupfen

Dominik Daling: Heuschnupfen und juckende Augen – so kann Ihnen chinesischer Chrysanthementee Linderung verschaffen