Was tun bei Gelenkschmerzen? Teil 2: Arthrose

Als Arthrose bezeichnet man eine allmähliche Abnutzung der Gelenke, die mit zunehmendem Alter auftritt. Weltweit leidet jeder fünfte Mensch im Alter an Arthrose. Man zählt dazu die Degeneration von Knorpel und Knochen, aber auch von Bandscheiben (Spondylose) sowie die Verknöcherung von Knorpel (Osteochondrose). Am häufigsten betroffen sind die Kniegelenke, die Schultergelenke, Hüftgelenke und Fingergelenke. Der Verschleiß bleibt lange unbemerkt, weil er zunächst nicht schmerzhaft ist. Oft merken die Betroffenen es erst, wenn das Gelenk sich aufgrund der zunehmenden Reibung entzündet. Man spricht dann von einer aktivierten Arthrose. Symptome sind rote, geschwollene, warme und schmerzende Gelenke, die nur noch eingeschränkt beweglich sind.

Warum Bewegung bei Arthrose hilft

Ähnlich wie bei der rheumatoiden Arthritis ist es wichtig, das Gelenk zu bewegen, sobald die Entzündung abgeklungen ist. Das erscheint zunächst unverständlich, weil man erwartet, einer weiteren Abnutzung besser durch Schonung vorbeugen zu können. Aber das Gegenteil ist der Fall. Durch Bewegung baut man den Knorpel auf.

„Der Knorpel funktioniert wie ein Schwamm. In seiner untersten Schicht kommt ein bißchen Blut aus dem Knochen an, aber ansonsten ist der Knorpel einfach aus Wasser aufgebaut und saugt bei Belastung die Nährstoffe aus der Gelenkschleimhaut und der Gelenkflüssigkeit auf. So ernährt er sich. Der Knorpel braucht Belastung, um sich zu versorgen. Ohne Belastung fehlt der Pumpeffekt, dann saugt er keine Nährstoffe mehr auf“, erklärt ein Orthopäde in „ZEIT doctor 3“.

Dieser Orthopäde geht soweit, Patienten mit schwerer Arthrose Sportarten wie Tennis oder Skifahren zu erlauben, bei denen hohe Dreh- und Stoppbelastungen auftreten. Darauf sollte man seiner Meinung nach nur verzichten, wenn Menisken genäht oder Kreuzbänder rekonstruiert wurden.

Menschen, die regelmäßigen Sport nicht gewohnt sind, sollten jetzt damit anfangen, insbesondere, wenn sie übergewichtig sind. Wichtig ist, sich etwas auszusuchen, was einem Freude bereitet bzw. Umstände zu schaffen, in denen Bewegung angenehm ist, z.B. indem man sich einer Gruppe anschließt oder die Zeit bewusst als Auszeit gestaltet und genießt. Am besten sind sanfte Bewegungen, z.B. täglich spazieren gehen (vorzugsweise auf weichem Waldboden), schwimmen oder Wassergymnastik. Die Bewegung im Wasser hat zwei Vorteile: Durch den Auftrieb sind die Gelenke bei Übergewicht entlastet und man baut Muskulatur auf, die das Gelenk stützt und ebenfalls entlastet. Das kann man auch gezielt durch Gerätetraining im Fitness-Studio erreichen. Treppen steigen ist eine Form der Bewegung, die man im Alltag immer wieder einbauen kann, aber bei Arthrose sollte man Treppen nach Möglichkeit nur rauf gehen und mit dem Aufzug runter fahren. Sehr empfehlenswert sind auch Qi Gong Übungen.

Bewegung bei Arthrose

  • verbessert die Versorgung des Knorpels und reduziert dadurch Schmerzen
  • führt zur Gewichtsreduktion und entlastet damit das Gelenk

Akupunktur bei Arthrose

Kniegelenksarthrose und Kreuzschmerzen gehören zu den Indikationen, bei denen die Krankenkassen sogar die Kosten für eine Akupunktur übernehmen, seitdem der Nutzen in den groß angelegten GERAC-Studien belegt wurde. Aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin enstehen Schmerzen durch eine Stagnation von Qi und/oder Blut. Aus einer über längere Zeit bestehenden Stagnation kann dann Hitze entstehen (die typischen Entzündungszeichen). Durch die Wahl entsprechender Akupunkturpunkte werden aus Sicht der TCM Qi und Blut bewegt, so dass Schmerzen nachlassen und das Gelenk schneller wieder beweglich ist. Das fördert die Durchblutung des Gelenks und beschleunigt damit die Heilung einer aktivierten Arthrose bzw. beugt einer Verschlimmerung vor.

Aktivierte Arthrose naturheilkundlich behandeln

Bei einer aktivierten Arthrose muss die Entzündung so rasch wie möglich gestoppt werden, damit das Gelenk nicht weiter degeneriert. Zusätzlich zu Medikamenten und Akupunktur sollte man das Gelenk mit Umschlägen und Einreibungen behandeln. Hier muss man ausprobieren, was am besten hilft:

Quarkumschläge:

ca. 200 g Quark mit einem Schuss Essig verrühren, auf ein feuchtes Tuch dick auftragen, die Ränder einschlagen und auf das schmerzende Gelenk legen. Mit einem Tuch fixieren und ca. eine halbe Stunde einwirken lassen.

Kohlauflagen:

Dazu nimmt man einen Weißkohl, Spitzkohl oder Wirsing und entfernt die äußeren Blätter. Man löst die Blätter für den Wickel, wäscht sie und schneidet die harte Mittelrippe heraus. Dann legt man sie auf ein Plastikbrett und walzt sie mit einer Glasflasche oder einem großen Glas flach (nicht mit einem Nudelholz auf einem Holzbrett, weil dann die Senföle von dem Holz aufgesaugt werden). Man kann am Knacken der Blätter hören, wie die Zellen aufspringen und die Senföle freigesetzt werden, die für die heilsame Wirkung genutzt werden. Die Blätter dachziegelförmig auf das Gelenk auflegen oder es umwickeln, mit einem trockenen Tuch abdecken und mit einer elastischen Binde fixieren. Der Wickel kann mehrere Stunden drauf bleiben.

Arnika-Gel:

Das Gel in den Kühlschrank legen und wenn es kalt ist, dick auf das Gelenk auftragen. Man kann auch einen Umschlag mit Arnika-Tee machen. Dazu überbrüht man 4 TL Arnika-Blüten mit einem Liter Wasser und lässt den Tee 10 Minuten ziehen. Dann abseihen und abkühlen lassen. Ein Baumwolltuch in den Tee tauchen, auswringen und 20 bis 30 Minuten auf das Gelenk legen.

Weidenrinde stillt Schmerzen

Bei schweren Entzündungen kann man zusätzlich zu NSRA wie ASS oder Diclofenac auch Fertigpräparate oder Tees aus Weidenrinde einnehmen. Das empfiehlt sich vor allem, wenn man einen empfindlichen Magen hat. Allerdings dauert es mindestens eine Woche, bis eine spürbare Wirkung eintritt. Klinische Studien gibt es zu den Präparaten Proaktiv, Optovit actiFLEX und Assalix. Beispielsweise gaben in einer Studie an 333 Patienten mit Schmerzen im Bewegungsapparat 67 Prozent an, dass die Schmerzreduktion durch den Weidenrindenextrakt Proaktiv derjenigen einer Standardtherapie mit Diclofenac und Ibuprofen ebenbürtig war. Dabei wurde die tägliche Dosis von 240 mg Gesamtsalicin sehr gut vertragen. (Müller-Faßbender H. Et al. Arthritis + Rheuma. 2007; 27: 267-271). Die Kommission E empfiehlt eine tägliche Dosis von 60 bis 120 g Gesamtsalicin zur Schmerzbekämpfung. (Heinz Schilcher: Leitfaden Phytotherapie, S. 815)

Teufelskrallenwurzel

Die südafrikanische Teufelskralle hat eine entzündungshemmende Wirkung und wird deshalb auch zur begleitdenden Therapie bei Gelenkerkrankungen eingesetzt. Wer allerdings mit Übergewicht kämpft, sollte sie nicht nehmen, weil sie appetitanregend wirkt. Man kann sie in Form von Tees und Fertigpräparaten einnehmen. Wichtig ist es, die wirsame Tagesdosis von 4,5 g Droge (entsprechend 50 bis 100 mg des Wirstoffs Harpagosid in Extrakten) zu erreichen. (Am besten sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.)

Brennesseln

Wie schon bei der rheumatoiden Arthritis erwähnt, sind wegen ihrer keimhemmenden Wirkung hilfreich. Empfehlenswert ist die äußerliche Anwendung als Brennesseltinktur oder Brennesselspiritus. Innerlich nimmt man sie als Brennesseltee oder als Kur mit Brennesselfrischsaft. Brennesselgemüse im Frühjahr und Sommer zu essen, ist ebenfalls eine gute Idee.

Hagebutten

Hagebutten werden in der Volksheilkunde schon lange bei Gelenkschmerzen eingesetzt. Inzwischen hat man nachgewiesen, dass sie einen entzündungshemmenden Stoff (ein Galaktolipid) enthalten. Da sie außerdem viel Vitamin C enthalten und damit das Immunsystem stärken, empfielt es sich, jeden Tag einen TL Pulver ins Frühstück oder mit etwas Joghurt verrührt einzunehmen. Wichtig ist die tägliche Einnahme über mehrere Monate.

Solange das Gelenk nicht entzündet ist, kann man mit Wärmebehandlungen die Durchblutung fördern und Schmerzen lindern. Geeignet sind Heublumensäckchen sowie Bäder und Einreibungen mit wärmenden Ölen aus Wacholder, Lavendel und Rosmarin (siehe dazu die Empfehlungen im Beitrag zu Rheuma).

Ernährung bei Arthrose

Die wichtigste Empfehlung bei Arthrose ist, Übergewicht zu reduzieren, besonders, wenn Knie- oder Hüftgelenke betroffen sind. Dadurch werden die Gelenke entlastet. Außerdem setzt das Bauchfett Stoffe frei (Adipozytokine), die den Stoffwechsel der Knorpelzellen hemmen. Auch deshalb lohnt es sich abzunehmen.

Die Klostermedizin empfiehlt, die Ernährungsumstellung mit einer Fastenkur zu beginnen. Der längere Verzicht auf Nahrung (ca. 10 Tage) kann bewirken, dass manche Lebensmittel einem anschließend nicht mehr so gut schmecken oder man merkt, dass man auch ohne sie gut auskommen kann. Durch die Umstellung des Stoffwechsels während des Fastens bessern sich außerdem viele entzündliche Erkrankungen. (Fasten sollte man nur nach Rücksprache mit dem Arzt und am besten in einer Gruppe, außerhalb des Alltags. Bei starkem Übergewicht ist Fasten nicht die erste Wahl zur Gewichtsreduktion.)

In der traditionellen chinesischen Medizin ist man mit Fastenkuren zurückhaltend. Ein Grund dafür ist, dass sie die goldene Mitte und damit den Gedanken des Maßhaltens bevorzugt. Sie betont eher den richtigen Zeitpunkt für das Essen und die Beschränkung auf drei Mahlzeiten. Die Hauptmahlzeit ist, entsprechend der Organuhr, das Frühstück. Abends sollte man am wenigsten essen. Zudem sollte die letzte Mahlzeit 2 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Schon diese einfachen Regeln können den Verdauungstrakt ungemein entlasten. Wer das schafft, kann sich zusätzlich vornehmen, an zwei Tagen in der Woche auf Zucker und Weißmehl zu verzichten. (Mehr zur Ernährung im Beitrag „Abnehmen mit chinesischer Medizin„)

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